Bunte Gesichter! |
Es ist 6 Uhr in
der Früh als ich auf mein Fahrrad steige und zum Office radel. Zu dieser Zeit
ist es in Mae Sot noch recht ruhig und vor allem noch angenehm kühl. Ich
beobachte nur einige junge Mönche am Straßenrand, die Gaben von Menschen
entlang der Straße entgegennehmen und genieße die frische Morgenluft. Heute geht es nach Mae La Camp, denn es ist Friendship Day. Auf der rund
einstündigen Fahrt ins Camp genieße ich die Landschaft, die sich seit meiner
Ankunft im August sehr verändert hat. Der Mais ist geerntet, das saftige Grün
ist von den Feldern gewichen und hat
sich zu bräunlichen Tönen gewandelt. Schließlich passieren wir den Check-Point
und man öffnet uns das Tor zum Camp. Wir
parken das Auto und werden von einigen COERR-Mitarbeitern aus dem Camp begrüßt.
Nun müssen wir erst einmal bergauf zu einer der Kirchen laufen, wo der heutige Friendship Day stattfinden soll. Inzwischen empfinde ich viele Dinge hier im
Camp anders als zu Beginn meines Aufenthaltes– während ich mich am Anfang von
der Dichte der Hütten bedrängt
Camp-Staff und Office-Staff |
fühlte, die Luft als stickig empfand und mich
die Blicke der Menschen irritierten, haben sich nun meine Sinne beruhigt. Ins
Camp zu fahren macht mir immer Spaß, denn man begegnet hier den Menschen direkt
und weiß wenn man zurück fährt wieder, für wen und für was man hier vor Ort
eigentlich arbeitet. Im Office-Alltag geht dieses Bewusstsein zwischen Meetings und Report-Schreiben manchmal total verloren.
Da es heftig geregnet hat in den letzten Tagen sind die Wege rutschig und der
Aufstieg zur Kirche mühsam. Wir schleppen Gitarren, Bälle, Farbeimer und
allerhand andere Dinge mit uns mit, die wir für unsere activities brauchen werden. Der Friendship
Day soll Kindern im Camp die Möglichkeit bieten, sich einen Tag lang mit
dem Thema Freundschaft auseinander zu setzen und ihnen bewusst machen, was ein
respektvoller Umgang miteinander für die Gemeinschaft wert sein kann.
Abenteuer-Parcours |
Eine
Verschnaufpause bekommen wir an der Kirche angekommen nicht, denn es warten
bereits rund 150 Kinder in der bunt geschmückten Halle auf uns. Bedächtig und
neugierig sitzen sie auf dem Boden und warten gespannt darauf, was sie
erwartet. Wie immer beantworte ich die vielen neugierigen Blicke mit einem
breiten Lächeln. Inzwischen kennen mich aber die meisten Camp-Mitarbeiter von
COERR und ich freue mich, meine Übersetzerin für diesen Tag in der Horde
Menschen schnell zu entdecken. Alle gemeinsam beginnen wir den Friendship Day mit einem Morgengebet und einigen Aufwärm-Spielen,
die viel Spaß machen und immer gut sind, um das Eis zu brechen. Anschließend erlernen
wir ein Karen-Lied über Freundschaft und einen kleinen Tanz, ehe einige der Kinder
auf die Bühne gerufen werden und erzählen sollen, warum ihnen Freundschaft
wichtig ist. „Damit man jemanden zum Spielen hat!“ – das ist der treffende Satz
für die kommenden Stunden. Drei Spiele-Stationen sollen die Kinder ermuntern,
sich auf spielerische Art mit dem Thema Freundschaft auseinanderzusetzen. Es
geht um Teamwork, ein gutes Miteinander
und Vertrauen. Heute wird miteinander und nicht gegeneinander gespielt. Welches Team schafft es, die meisten Bälle in
die Löcher am Boden zu kicken? Wer hilft sich am besten gegenseitig, den
Abenteuer-Parcours zu durchqueren? Und welche Gruppe kann sich genügend
konzentrieren, um die Gummibänder mit Strohhalmen ohne Hände weiterzureichen? Bis zum Nachmittag hört man wilde Rufe und
jede Menge Lachen auf dem Gelände rund um die Kirche. Vor allem als wir mit
einem großen Topf Farbe herumgehen und sich alle wilde Bemalungen in die
Gesichter schmieren können, ist das Gelächter riesig. Nachdem das große Spektakel
vorbei ist,
Spiel und Spaß mit Bällen |
versammeln wir uns noch einmal in der großen Halle, um gemeinsam zu
singen und den Tag ausklingen zu lassen. Nass geschwitzt und müde machen wir und
unsere farbenfrohen Gesichter uns anschließend wieder auf den Weg nach unten,
um den Heimweg anzutreten. Während heute Morgen noch alle bedächtig dagesessen
haben, lassen wir nun eine Horde Kinder hinter uns, die grölend und lachend vor
der großen Halle herumtollt. Und irgendwie hat man das Gefühl, mit ein paar
simplen Spielen, einer Gitarre und einigen Gedanken zum Thema Freundschaft ein
Stück Sorgenfreiheit in den manchmal doch recht tristen Camp-Alltag gebracht zu
haben.
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