Montag, 4. Februar 2013

Sorgenfreie Stunden - Aktivitäten für und mit Kindern im Camp


Bunte Gesichter!
Es ist 6 Uhr in der Früh als ich auf mein Fahrrad steige und zum Office radel. Zu dieser Zeit ist es in Mae Sot noch recht ruhig und vor allem noch angenehm kühl. Ich beobachte nur einige junge Mönche am Straßenrand, die Gaben von Menschen entlang der Straße entgegennehmen und genieße die frische Morgenluft. Heute geht es nach Mae La Camp, denn es ist Friendship Day. Auf der rund einstündigen Fahrt ins Camp genieße ich die Landschaft, die sich seit meiner Ankunft im August sehr verändert hat. Der Mais ist geerntet, das saftige Grün ist von den Feldern gewichen und hat sich zu bräunlichen Tönen gewandelt. Schließlich passieren wir den Check-Point und man öffnet uns das Tor zum Camp. Wir parken das Auto und werden von einigen COERR-Mitarbeitern aus dem Camp begrüßt. Nun müssen wir erst einmal bergauf zu einer der Kirchen laufen, wo der heutige Friendship Day  stattfinden soll. Inzwischen empfinde ich viele Dinge hier im Camp anders als zu Beginn meines Aufenthaltes– während ich mich am Anfang von der Dichte der Hütten bedrängt 
Camp-Staff und Office-Staff
fühlte, die Luft als stickig empfand und mich die Blicke der Menschen irritierten, haben sich nun meine Sinne beruhigt. Ins Camp zu fahren macht mir immer Spaß, denn man begegnet hier den Menschen direkt und weiß wenn man zurück fährt wieder, für wen und für was man hier vor Ort eigentlich arbeitet. Im Office-Alltag geht dieses Bewusstsein zwischen Meetings und Report-Schreiben manchmal total verloren. Da es heftig geregnet hat in den letzten Tagen sind die Wege rutschig und der Aufstieg zur Kirche mühsam. Wir schleppen Gitarren, Bälle, Farbeimer und allerhand andere Dinge mit uns mit, die wir für unsere activities brauchen werden. Der Friendship Day soll Kindern im Camp die Möglichkeit bieten, sich einen Tag lang mit dem Thema Freundschaft auseinander zu setzen und ihnen bewusst machen, was ein respektvoller Umgang miteinander für die Gemeinschaft wert sein kann. 
Abenteuer-Parcours
Eine Verschnaufpause bekommen wir an der Kirche angekommen nicht, denn es warten bereits rund 150 Kinder in der bunt geschmückten Halle auf uns. Bedächtig und neugierig sitzen sie auf dem Boden und warten gespannt darauf, was sie erwartet. Wie immer beantworte ich die vielen neugierigen Blicke mit einem breiten Lächeln. Inzwischen kennen mich aber die meisten Camp-Mitarbeiter von COERR und ich freue mich, meine Übersetzerin für diesen Tag in der Horde Menschen schnell zu entdecken. Alle gemeinsam beginnen wir den Friendship Day mit einem Morgengebet und einigen Aufwärm-Spielen, die viel Spaß machen und immer gut sind, um das Eis zu brechen. Anschließend erlernen wir ein Karen-Lied über Freundschaft und einen kleinen Tanz, ehe einige der Kinder auf die Bühne gerufen werden und erzählen sollen, warum ihnen Freundschaft wichtig ist. „Damit man jemanden zum Spielen hat!“ – das ist der treffende Satz für die kommenden Stunden. Drei Spiele-Stationen sollen die Kinder ermuntern, sich auf spielerische Art mit dem Thema Freundschaft auseinanderzusetzen. Es geht um Teamwork, ein gutes  Miteinander und Vertrauen. Heute wird miteinander und nicht gegeneinander gespielt. Welches Team schafft es, die meisten Bälle in die Löcher am Boden zu kicken? Wer hilft sich am besten gegenseitig, den Abenteuer-Parcours zu durchqueren? Und welche Gruppe kann sich genügend konzentrieren, um die Gummibänder mit Strohhalmen ohne Hände weiterzureichen? Bis zum Nachmittag hört man wilde Rufe und jede Menge Lachen auf dem Gelände rund um die Kirche. Vor allem als wir mit einem großen Topf Farbe herumgehen und sich alle wilde Bemalungen in die Gesichter schmieren können, ist das Gelächter riesig. Nachdem das große Spektakel vorbei ist, 
Spiel und Spaß mit Bällen
versammeln wir uns noch einmal in der großen Halle, um gemeinsam zu singen und den Tag ausklingen zu lassen. Nass geschwitzt und müde machen wir und unsere farbenfrohen Gesichter uns anschließend wieder auf den Weg nach unten, um den Heimweg anzutreten. Während heute Morgen noch alle bedächtig dagesessen haben, lassen wir nun eine Horde Kinder hinter uns, die grölend und lachend vor der großen Halle herumtollt. Und irgendwie hat man das Gefühl, mit ein paar simplen Spielen, einer Gitarre und einigen Gedanken zum Thema Freundschaft ein Stück Sorgenfreiheit in den manchmal doch recht tristen Camp-Alltag gebracht zu haben. 

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