Freitag, 24. August 2012

Ab heute ein Farang...


           
"Wir Vier" - Katha, Melli, Martina und ich (von links)
…so nennen die Thais die Fremden, die Weißen. Und seit gestern gehören auch meine Mitreisenden Katha und Melli und ich dazu. Am Dienstagabend geht es nach langer Vorbereitungsphase nun endlich in die Ferne. Vieles lässt man zurück, so manches ist ungewiss – das macht vielleicht ein bisschen Angst, aber es überwiegt doch die Vorfreude, als ich das Flugzeug besteige. Die Abschiedstränen sind schon wieder vergessen, die Gedanken sind eher gefüllt mit Fragen rund um meine Zeit in Thailand – was erwartet mich, wenn ich dieses Flugzeug am anderen Ende der Welt wieder verlasse? Die elf Stunden in der Luft gehen recht schnell rum, auch wenn der Schlaf unruhig und die Beine schwer sind. Ziemlich entspannt betreten wir den Bangkoker Flughafen am Mittwochmittag, machen uns frisch und stellen uns in die lange Schlange am Immigration-Schalter. Mit unserem Visum können wir zum Glück ohne Probleme einreisen und bekommen einen Stempel über 90 Tage in unsere Pässe – danach müssen wir auf Visarun gehen, das heißt kurz aus- und wieder einreisen. Herzlich werden wir kurz danach von zwei Mitarbeitern von COERR, empfangen und in unser zentral gelegenes Hotel gebracht, wo wir auch Martina treffen, eine weitere Misereor-Voluntärin, die schon seit einem Jahr in Thailand lebt. Am Abend haben wir Zeit, uns auszuruhen, lassen uns aber natürlich die Chance nicht nehmen, die quicklebendigen Straßen Bangkoks zu erkunden. 
Mit Sonnenschutz auf dem Weg ins Office

Die laute und quirlige Atmosphäre der Metropole ist mir schon von meiner Asienreise Anfang des Jahres vertraut. Schon damals habe ich Bangkok als ein Fest der Sinne beschrieben: Die Luft ist stets geschwängert aus einer Mischung von Essensgerüchen, Blumen, Obst, Abgasen und Müll, überall rasen Tuktuks, Motorroller und pinke Taxis durch die Gegend und die Straßenränder sind gespickt mit kleinen Ständen, wo man Kleidung, Obst, frische Säfte und fremdartige Gerichte kaufen kann. Bangkok, wo rund 8 Millionen Menschen leben, ist eigentlich eine Wüste aus Beton, die Stadt lebt nur durch die Menschen, die in ihr leben. Es besteht eine eigenartige Mischung aus Tradition und Moderne. Man findet kleine Garküchen und Märkte direkt vor riesigen Hochhäusern und Shoppingmalls und Hütten neben Glaspalästen. Doch das traditionelle Bangkok findet man an immer weniger Ecken, die Moderne ist auf dem Vormarsch, die Bevölkerung Thailands immer mehr eine Konsumgesellschaft. So zumindest hier, in der Metropolregion Bangkok, in der immerhin inzwischen jeder achte Thai lebt. In diesem einzigartigen Flair verbringen wir unseren ersten Abend in Thailand und genießen Som Tam (Papayasalat), frittierte Fischbällchen (wie auch immer sie auf Thai heißen…) mit wunderbare frischen Kräutern und Reis in einer kleinen Garküche. Das erste Wort, das man in Thailand lernen sollte? – mei pèd, nicht scharf. Das kann man bei der Bestellung nicht oft genug wiederholen… 
Bangkok - China Town
Bei einem kühlen thailändischen Chang-Bier lassen wir den Abend in einer Bar ausklingen und fallen totmüde ins Bett. Unseren zweiten Tag verbringen wir im COERR Office, wo wir viel über die Arbeit der Organisation und unsere potenziellen Aufgaben erfahren und viele nette Kollegen kennenlernen, deren Namen wir direkt nachdem sie uns gesagt wurden wieder vergessen, da sie einfach alle gleich klingen. Wir lernen auch, wie man sich begrüßt: Man faltet die Hände, sodass die Fingerspitzen die Nase berühren, verbeugt leicht den Kopf und sagt sà-wàt-di, guten Tag. Die Informationsflut hält bis zum Nachmittag an und wir verlassen das Office mit vielen Eindrücken und erleben anschließend in einem riesigen (riesigen!) Tesco-Supermarkt, Thais im Kaufrausch. Hier gibt es auch viele westliche Lebensmittel, die uns derzeit noch so gar nicht interessieren, vermutlich aber in einem halben Jahr doch unser Interesse wecken werden, wenn uns doch die Sehnsucht nach Käse, Wurst und Schwarzbrot packen wird. In den nächsten Tagen werden wir hier in Bangkok noch die Zeit nutzen, um uns ein wenig darauf einzustellen, was uns erwartet. Denn unser Freiwilligendienst beginnt für uns eigentlich erst nächste Woche, wenn wir an unterschiedlichen Orten unsere Arbeit für COERR aufnehmen werden, die Flüchtlingscamps das erste Mal besuchen, eine Wohnung suchen und Freunde finden werden müssen. Bis dahin bleibt Zeit für das Kennenlernen von COERR, organisatorische Dinge sowie für die Erkundung dieser spannenden Metropole…

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